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AutorenbildThomas Krick

Im Focus November: Die Präsidenten trauern um das Heimatfest

Betrübte Stimmung nach Absage des Kalten Marktes 2020 – aber natürlich großes Verständnis / Krug und Button im Verkauf


Von Ulrich Schwind

Viele Menschen in Schlüchtern freuen sich alljährlich auf den November. Dieser Monat ist für echte Planemächer der Kalte-Markt-Monat. In der Regel gleich am ersten Wochenende wird das weithin bekannte Heimatfest groß begangen.

Aber nicht so im Jahr 2020 – da ist nichts mit ausschweifendem Feiern. Da fällt der Kalte Markt aus. Wegen Corona muss diese bedeutende Tradition gebrochen werden. „Das hätte ich mir nie träumen lassen“, konstatiert ein geknickter Jörn Hagemann, Präsident des Clubs der Kalte-Markt-Präsidenten. Und der Regent des Jahres 2019, Michael Resch, spricht von „einer gewissen Traurigkeit“, die ihn befällt.

Beide erinnern sich daran, wie der Magistrat, Vertreter des Präsidentenclubs sowie der Aktionsgemeinschaft Schlüchterner Vereine Ende Juni die endgültige Entscheidung für die Absage trafen. Betretenes Schweigen sei da in der Stadthalle unter allen Anwesenden gewesen. Keiner mochte es so recht glauben, dass dieser Fall tatsächlich eintritt.

Und doch lassen die beiden Herren nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass die Entscheidung genau die richtige war. Hagemann: „Der Schritt ist für jeden nachvollziehbar. Und in der Bevölkerung herrsche großes Verständnis.“

Einer angedachten abgespeckten Fest-Version erteilt Michael Resch eine Absage. Der Kalte Markt habe ein hohes Qualitätsniveau, das auf dem Spiel stehe. Deswegen gehe nur ganz oder gar nicht.

Natürlich herrsche im gesamten Präsidentenclub Traurigkeit über die Absage. Doch was echte Präsidenten sind, legen die ihre Hände nicht in den Schoss. Die Vereinsspitze hatte sich zusammengesetzt und überlegt, was trotzdem möglich ist – natürlich nur unter Einhaltung der geltenden Corona-Regeln mit Maskenschutz und Mindestabstand. Ein kleines Programm wurde zusammengestellt – ausschließlich clubintern. Nachdem sich nun in den vergangenen Tagen die Lage aber noch einmal verschärft hat, wurden auch diese Veranstaltungen abgesagt. „Wir wollten halt wenigstens in unserem Club ein bisschen KM-Feeling haben“, begründet Michael Resch. Aber was nicht geht, geht nicht.

Er ist übrigens der erste Präsident, der quasi zwei Jahre im Amt bleibt. Dennoch betont er: „Ich bin und bleibe der Kalte-Markt-Präsident 2019. Einen Regenten 2020 wird es nicht geben.“ Dabei gab es schon einen Vorschlag seitens eines heimischen Vereins, der einen Mann aus seinen Reihen vorschlagen wollte. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Nunmehr ist angedacht, diesen Kandidaten im nächsten Jahr vorzuschlagen. Auch weitere Anwärter, die in den kommenden Jahren ihren Hut in den Ring werfen wollten, verschieben ihr Interesse in die Zukunft. Resch selbst begrüßt es, dass er 2021 auch noch residiert. Wegen der Corona-Pandemie seien für ihn viele Termine und Veranstaltungen in den vergangenen Monaten ausgefallen, die er nun gerne nachholen möchte: „Am Aschermittwoch war für mich alles vorbei.“

Eine Tradition wird übrigens im Jahr 2020 dennoch zum nicht vorhandenen Kalten Markt nicht fehlen. Der Präsidentenclub hat erneut die beliebten Tonkrüge von Hansi Krüger aus Steinau anfertigen lassen. Dafür stand die Farbe schon lange fest: schwarz mit schwarzem Band. Irgendwie muss schließlich die Trauer zum Ausdruck gebracht werden. Allerdings gibt es heuer nur 300 statt der sonst üblichen 500 Exemplare zum Preis von jeweils fünf Euro. Wer daran interessiert ist, sollte also schleunigst einen Krug bei einem der Präsidenten erwerben.

Und noch einen Gegenstand gibt es in diesem Jahr: den Kalte-Markt-Button zum Anstecken. 5000 Stück hat die Stadt Schlüchtern davon anfertigen lassen. Sie werden gegen eine Spende von fünf Euro in diversen heimischen

Geschäften verkauft. Der Erlös soll zu hundert Prozent als Unterstützung allen Vereinen zu Gute kommen, die üblicherweise regelmäßig mit einem Stand oder bei Veranstaltungen wie beispielsweise Film- oder Heimatabend am Marktgeschehen beteiligt sind und damit ihr Vereinsleben mitfinanzieren.

Insgeheim, so flachst Michael Resch, habe man ja in Schlüchtern gehofft, dass der Kalte Markt stattfinden kann und der Steinauer Katharinenmarkt ausfällt. Weil in der Nachbarstadt stets betont wird, wie viele Heimatfeste dort schon mehr stattfanden, hätte Schlüchtern dann um eins aufholen können. Nun werde man in der Bergwinkelstadt allerdings sehr aufmerksam beobachten, ob die Hannekloasen beim Zählen ihrer Märkte tatsächlich dieses Jahr auslassen, ulken Resch und Hagemann. Und beide hoffen natürlich inständig, dass der Ausfall des beliebten Heimatfestes wirklich eine einmalige Sache ist und es im kommenden November heißt: „Der Kalte Markt 2021 ist eröffnet.“

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